Grundlagen Nähen

Näh-Grundlagen: Einreihen

Heute zeige ich dir mal wieder eine Nähgrundlage. Spätestens, wenn du Kleidungsstücke nähst, kommst du ums Einreihen nicht herum. Einreihen bedeutet per Definition erstmal soviel wie „in eine Ordnung eingliedern“ (Duden). Im Bereich des Nähens bezeichnet Einreihen – auch Einhalten – dass sich ein Schnittteil einem anderen anpasst. Die Kante eines Schnitteils ist länger als die Kante des Schnitteils, das angenäht werden soll. Durch das Einreihen werden die Längen angeglichen und die Naht kann ordentlich zusammen gesteckt und genäht werden. Beim fertigen (Kleidungs-)Stück sieht die eingereihte Seite dann meist gerafft aus. Außer bei Ärmeln – dazu weiter unten mehr…

Diese Technik brauchst du oft beim Ärmel einsetzen oder auch um z. B. eine ausgestellte Rockbahn an das Kleidoberteil oder den Bund zu nähen.

Das brauchst du

  • Schnitteil, das eingereiht/eingehalten werden soll
  • Schnitteil, das angenäht werden soll
  • Garn
  • Schere

Und so geht’s

Auf deinem Schnittmuster ist die Kante, die eingereiht werden soll, markiert. Manchmal sind Anfang und Ende mit einem Sternchen gekennzeichnet, manchmal ist die gesamte Länge, die eingereiht werden soll, mit einer geschlängelten Linie markiert. Wahrscheinlich gibt es auch noch andere Markierungsformen, die ich jetzt vergesse oder selber noch nicht gesehen habe. Auf dem deinem Schnitteil musst du dir den Anfangs- und Endpunkt markieren. Dafür kannst du Schneiderkreide benutzen oder mit einer Schere einen kleinen Einschnitt an der Stelle machen (max. 2 – 3 mm).

Anfang und Ende für das Einreihen markieren
Anfang und Ende für das Einreihen markieren

Neuere Maschinen haben einen Heftstich. Ansonsten wählst du bei deiner Maschine einen Geradstich aus und stellst die Stichlänge auf das Maximum. Anfang und Ende der Naht werden NICHT verriegelt!

Nun beginnst du an deinem markierten Anfangspunkt und nähst füßchenbreit bis zum Endpunkt auf der rechten Stoffseite. Prüfe vorher, ob du noch genug Unterfaden auf der Spule hast. Die Naht muss nämlich durchgehend sein.

füßchenbreit den Heftstich nähen
füßchenbreit den Heftstich nähen

Tipp

Wenn du einen automatischen Fadenabschneider an deiner Nähmaschine hast, stelle ihn aus. Die Enden, die am Anfang und Ende der Naht übrig bleiben, sind sonst zu kurz. Wir brauchen sie gleich noch 😉

Ziehe also die Fadenenden vor dem Abschneiden etwas länger (7 – 10 cm sind ausreichend).

Jetzt setzt du ca. 5 – 10 mm daneben (in Richtung weg von der Kante) eine weitere Naht. Die Nähte müssen nicht supergerade sein, dürfen sich aber nie berühren. Wichtig ist, dass eine Naht in der Nahtzugabe liegt und eine im Teil, d. h. wenn du nach dem Nähen ein Handmaß anlegst, sollte die Nahtzugabe genau zwischen deinen beiden Nähten liegen.

NZ (hier: 1,5 cm) liegt genau zwischen den beiden Nähten
NZ (hier: 1,5 cm) liegt genau zwischen den beiden Nähten

ACHTUNG: Bei Stoffen, bei denen Löcher sichtbar bleiben, wie z. B. Leder, müssen beide Nähte in der Nahtzugabe liegen, damit die Löcher später nicht sichtbar sind. Wenn du dir unsicher bist, wie sich dein Stoff verhält, mache eine Probenaht auf einem Reststück und entferne den Faden wieder. Dann siehst du, ob Löcher zurück bleiben.

Du hast jetzt vier offene Nahtseiten: Anfang und Ende der Nähte auf der linken und auf der rechten Stoffseite. Verknote jeweils die beiden Fäden von Anfang und Ende auf der linken Stoffseite locker miteinander.

Enden auf der linken Stoffseite verknoten
Enden auf der linken Stoffseite verknoten

Auf der rechten Stoffseite verknotest du EINE Seite. Als Rechtshänderin verknote ich die linke Seite, also den Anfang, so dass ich gleich mit der rechten Seite arbeiten kann. Als Linkshänderin würde ich es dir andersherum empfehlen. Oder du probierst es einfach aus…

In der Nähanleitung ist entweder eine Länge angegeben, auf die du dein Schnitteil einreihen sollst. Da heißt es dann z. B.: „Vorderes Rockteil zwischen den Markierungen auf 20 cm enreihen.“ Andernfalls hast du eine Kante eines anderen Schnitteils, das als Maßstab gilt. Um bei dem Beispiel mit der Rockbahn zu bleiben, müsstest du sie dann soweit einreihen, bis die obere Kante der Rockbahn genau so lang ist, wie die untere Kante des Oberteils, an das die Rockbahn angenäht werden soll.

Um die Kante einzureihen, ziehst du jetzt am offenen Ende deiner Heftnähte. Ziehe gleichmäßig und gleichzeitig an beiden Fäden. Der Stoff kräuselt sich jetzt. Schiebe die Kräuselung mit der anderen Hand immer ein Stückchen weiter. Die Fäden darfst du dabei nicht loslassen.

Der Stoff kräuselt sich durch Ziehen an den Fäden
Der Stoff kräuselt sich durch Ziehen an den Fäden

Miss zwischendruch immer mal nach, wie weit du bist. Wenn du die nötige Länge erreicht hast, verknotest du die beiden Fäden. Jetzt kannst du die Kräuselungen gleichmäßig verteilen.

Kräuselung gleichmäßig verteilen
Kräuselung gleichmäßig verteilen

Stecke die Schnitteile, die zusammen gehören, rechts auf rechts aufeinander und nähe sie wie in der Anleitung beschrieben zusammen.

Dazu noch ein wichtiger Hinweis: Bei Kleidungsstücken ist es oft gewollt, dass die Raffung sichtbar ist. Wie bei meinem Beispiel mit dem Kinderkleid. Beim Ärmel einsetzen soll man die Raffung aber nach Möglichkeit nicht sehen. Die Mehrweite, die eingreiht wird, ist dabei sehr gering. Beim Zusammennähen der Schnittteile musst du dann darauf achten, dass du keine Falte einnähst.

Ärmel werden ohne sichtbare Falten eingenäht
Ärmel werden ohne sichtbare Falten eingenäht

Wenn du dir nun die rechte Seite deines Nähstücks anschaust, ist eine „Einreih“-Naht sichtbar. Diese kannst du nun mit einem Nahttrenner vorsichtig entfernen.

sichtbare Naht entfernen
sichtbare Naht entfernen

Das Einreihen ist erfolgreich beendet und du kannst mit der weiteren Verarbeitung des Nähstücks weiter machen.

Viel Spaß dabei!

Deine Kathrin

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